Donnerstag, 28. Dezember 2017

Wie sehr stinken Pferde? Sachverständigen-Gutachten belegt die geringe Geruchsbelästigung im Vergleich zu Rindern und Geflügel



Laut einer Untersuchung jedenfalls weniger als viele andere Tiere.
Für tierhaltende Betriebe kann diese Untersuchung entscheidend für Genehmigungen sein. Jetzt haben auch Gerichte im Streitfall wissenschaftlich fundierte Fakten, auf die sie sich beziehen können. 


Es gibt eine Onlinepublikation, in der ein sehr umfangreicher Text nachzulesen ist.


Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) hat in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt ein Sachverständigen-Gutachten in Auftrag gegeben, um die Gerüche der Tiere zu untersuchen. An rund zwei Milchviehbetrieben, vier Mastbullenbetrieben und drei Pferdehaltungen in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen bewerteten Probanden die Gerüche. Im Abstand von 0 Meter bis 130 Meter bewerteten sie, wie weit sie die Gerüche der Tiere riechen konnten. Dabei spielten verschiedene Faktoren, wie zum Beispiel die Windgeschwindigkeit, eine Rolle.

Im Vergleich zu den Gerüchen der anderen Tiere haben Pferde eine deutlich geringere Geruchsbelastung als Rinder. Der Grund bezieht sich auf die Haltungsform, wie die regelmäßige Stallpflege und die Futtersorte. Der Geruch von Pferden gilt demnach als angenehmer. Bei Milchvieh und Mastbullen empfanden die Probanden den Geruch eher als lästig und unangenehm, weil sie die Gerüche intensiver wahrgenommen hatten. Im Verzeichnis der Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) sind Pferde mit einem geringen Gewichtungsfaktor von 0,5 aufgenommen. Geflügel hingegen hat einen Wert mit dem Faktor 1,5 erhalten und Schweine wurden in der Tabelle mit dem Faktor 0,75 aufgelistet.

Zusammenfassung: An insgesamt zwei Milchviehbetrieben, vier Mastbullenbetrieben und drei Pferdehaltungen in Bayern, BadenWürttemberg und Nordrhein-Westfalen wurden Geruchsqualitäten über Polaritätenprofile, Hedonik und Geruchsintensitäten ermittelt. Insgesamt konnten 648 Polaritätenprofile ausgewertet werden. Über die Hedonik, Intensität und Polaritätenprofile wurden die Gerüche an der Quelle, quellnah und quellfern, d. h. im Abstand zwischen 0 und 130 m zu den Ställen erfasst und bewertet. Die Ergebnisse der Intensität zeigen für diese Gerüche aus offenen und gut belüfteten Ställen eher eine geringe Reichweite, wobei häufig geringe Windgeschwindigkeiten bei den Erhebungen vorlagen. An einem Mastbullen- und einem Milchviehstall wurden an je zwei Tagen Fahnenbegehungen durchgeführt. Die beiden Fahnenbegehungen beim Mastbullenstall ergaben eine max. Fahnenreichweite von ca. 150 m (Windgeschwindigkeiten bis 2,9 m/s) und am Milchviehstall ergaben sich Fahnenreichweiten von max. ca. 140 bis 160 m (Windgeschwindigkeiten max. 4,3 m/s). Die Fahnenreichweiten lagen bei geringeren Windgeschwindigkeiten z. T. auch unter 100 m. Die Silagequalität wurde im Rahmen der Laboranalysen mit Ausnahme einiger Grassilagen überwiegend mit gut bis sehr gut bewertet, sodass hier kein negativer Einfluss auf die Bewertung der Stallgerüche abgeleitet werden kann. Es hat sich gezeigt, dass in der Phase der Fütterung mit Silage im Stall höhere Geruchsemissionen auftreten können, die kurzzeitig zu größeren Reichweiten der Geruchsfahne führen. Die emittierten Gerüche der Mastbullen- und Milchviehställe wurden mit der Methode der Polaritätenprofile sehr ähnlich bewertet. D. h. beim Vergleich der Polaritätenprofile für Mastbullen- und Milchviehställe ergab sich ein Korrelationskoeffizient von 0,98. Der Pferdestallgeruch (ohne Mistlager) weist im Vergleich zu den anderen Gerüchen eine deutlich höhere Korrelation zum Duftprofil und eine deutlich geringere Korrelation zum Gestankprofil auf. Dies ist bedingt durch die Haltungsform, wie tägliches Entmisten, gute Durchlüftung des Stalls und Art des Futters. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die tierartspezifischen Gewichtungsfaktoren für Milchvieh auch für Mastbullen und Pferde (ohne Mistlager) herangezogen werden können. Im Rahmen des GIRL Expertengremiums wurde daher beschlossen, im Zuge der Überarbeitung der GIRL, für die Tierarten Mastbullen und Pferde (ohne Mistlager) den tierartspezifischen Gewichtungsfaktor von 0,5 aufzunehmen.



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